Lena Marie Brinkmann

Ehem. Doktorandin

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Lena Marie Brinkmann


Projekt

Revisited: Dorfschenken in diachroner Lektüre

Betreuer*innen

Prof. Dr. Kerstin Stüssel, Prof. Dr. Claudia Stockinger,
Prof. Dr. Stephan Günzel, Dr. Michael Neumann (Mentor)

In dem konjunkturellen dorfgeschichtlichen Erzählen der Gegenwart, das als Fortführung der Gattung des 19. Jahrhunderts betrachtet werden kann, wird der Prozess des Verschwindens geselliger Räume literarisch fruchtbar gemacht: Die Dorfschenke als traditionsreicher Ort befindet sich im Kampf „zwischen den Armeen der Beschleunigung und der Verzögerung“, wie es Zygmut Bauman in Flüchtige Moderne formuliert. Der Raum, der durch archaische Kommunikation gekennzeichnet, von Gegenwart und Performanz bestimmt ist und durch Erinnerungen überlagert wird, scheint mit dem Schrumpfen räumlicher Distanzen und dem Ende der zyklischen Zeit konfrontiert. Das Vorhaben folgt dem Gedanken Henri Lefebvres, dass Räume hinsichtlich raumzeitlicher Veränderung gelesen, sprich dekodiert werden können und kulturelle Sinn- und Bedeutungsträger sind. Die (im literarischen Text repräsentierte) Dorfschenke verspricht ein mustergültiger Fall dafür zu sein, dass sich Zeit ‚verräumlicht‘ und Raum ‚verzeitlicht‘ – dass die Literatur als Medium diese symbolische Dimension mentaler Räume aufzeigen kann.

Revisited: Village Inns in a Diachronic Reading

In the conjunctural village narrative of the present, which can be seen as a continuation of the 19th-century genre, the process of the disappearance of convivial spaces is made literarily fruitful: the village tavern as a place rich in tradition finds itself in a battle "between the armies of acceleration and delay", as Zygmut Bauman puts it in Volatile Modernity. The space, characterized by archaic communication, determined by presence and performance and overlaid by memories, seems to be confronted with the shrinking of spatial distances and the end of cyclical time. The project follows Henri Lefebvre's idea that spaces can be read, i.e. decoded, in terms of spatiotemporal change and are cultural carriers of meaning and significance. The village tavern (represented in the literary text) promises to be an exemplary case of how time 'spatializes' and space 'temporalizes' - that literature as a medium can reveal this symbolic dimension of mental spaces.


Profil

  • 10/2020–06/2024
    Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg 2291 "Gegenwart/Literatur" der Universität Bonn
  • 2020
    Hilfskraft in der Germanistik (NdL) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof. Kai Sina und Prof. Moritz Baßler)
  • 2019–2020
    Gastsemester an der Paris Lodron Universität Salzburg (Germanistik und Komparatistik)
  • 2017–2020
    Masterstudium Kulturpoetik der Literatur und Medien, WWU Münster
  • 2015–2017
    Hilfskraft in der Literatur- und Medienwissenschaft (Lehrstuhl Prof. Sabine Kyora)
  • 2014–2017
    Bachelorstudium Germanistik und Politik-Wirtschaft an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
  • 2013–2014
    Bundesfreiwilligendienst Kultur bei der Klassik Stiftung Weimar, Referat Forschung & Bildung

  • "Kneipe meets Klassik. Goethe, Schiller und das Dorfwirtshaus in der Prosa des 19. Jahrhunderts", Vortrag im Rahmen des Forschungskolloquiums der Klassik Stiftung Weimar, Konferenzraum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar und digital, 07.05.2024, 17 bis 18 Uhr.
  • "Kafkas Kneipen", Abendvortrag in der Reihe Fremdes Land? Kafkas Provinzen an der Universität Prag, 08.11.2022.
  • "Zapfhahn, Zapfsäule, Zapfenstreich – subversive Raumpraktiken in der (literarischen)
    Peripherie", Vortrag im Rahmen der Tagung Tankstellen und Raststätten. Station(en) des Transits
    in Literatur, Film und Hörspiel, Universität Koblenz-Landau, 01.–02.09.2022.
  • "Wiederholung und Differenz – Rhythmusanalysis im Dorfwirtshaus", Vortrag im Rahmen des Workshops
    Zeit│Ordnung. Die Theorie des Chronotopos aus interdiszipilnärer Perspektive an der Universität Bonn, 12.07.2022.
  • "Wirtsräume – Gastzeiten. Chronotopoi der Geselligkeit", Vortrag im Rahmen des internationalen
    DAAD-Workshops Prag-Bonn an der Karls-Universität Prag, 9.–10.06.2022.
  • "'Weniger Räuberpistole, weniger Pippi Langstrumpf als der erste Teil.' Abschied vom Cool in 'Nochmal Deutschboden' von Moritz von Uslar", Vortrag im Rahmen des Online-Workshops Postmigrantische Perspektiven in der Peripherie, organisiert von Michael Neumann und Marcus Twellmann in Kooperation mit den Universitäten Bonn und Konstanz,  22.–23.07.2021
  • "Zwischen Kirche und Kneipe? Heimatsuche in Diegesen (nach) der Postmoderne", Vortrag im Rahmen der studentischen Nachwuchstagung 'Where are we now?' Orientierungen nach der Postmoderne, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster 2.–3.10.2020
  • Mai/Juni 2024: Nietzsche Fellowship der Klassik Stiftung Weimar zur Förderung kreativer Projekte in den Bereichen Philosophie, Kultur- und Geisteswissenschaften, Aufenthalt in Weimar
  • Oktober/November 2022: Erasmus-Dozentur an der Karls-Universität Prag
  • September 2022: Forum Humanum Fellowship der Udo Keller Stiftung zur Teilnahme an dem
    Workshop „A.I. – The Act of Interpretation“ in New York, organisiert durch Prof. Markus Gabriel
    (Bonn), Prof. Zed Adams und Prof. Paul Kottmann (NYC, New School for Social Research)
  • August 2021: Internationale Summer School des Forschungsverbunds Marbach Weimar
    Wolfenbüttel „Collection Spaces – Räume des Sammelns“ in Weimar, finanziert durch das
    Bundesministerium für Bildung und Forschung und den DAAD
  • Oktober 2019 bis März 2020: Erasmus-Stipendium und Gastsemester an der Universität Salzburg
  • Realismus
  • 18. und 19. Jahrhundert
  • Weimarer Klassik
  • Dorfgeschichten und periphere Räume
  • Popliteratur
  • Intermedialität
  • Raumtheorie

Publikationen

Aufsätze

2025 [im Erscheinen]: Knotenpunkt, Begegnungsraum, Sehnsuchtsort. Eine raumtheoretische Exploration zu Genese, Funktion und Ästhetik von Tankstellen und Raststätten.

in: Iris Meinen, Timo Rouget (Hrsg.): Tankstellen und Raststätten in den Künsten. Literatur- und medienwissenschaftliche Perspektiven. Berlin: Metzler.

2024 [im Erscheinen]: „Dispatches from elsewhere“. (Selbst-)Beobachtung ohne Teilnahme in Juli Zehs und Simon Urbans „Zwischen Welten“.

in: Katharina Mohring, Natalie Moser, Ulrike Schneider (Hrsg.): StadtLand, Landstadt. Die Stadt-Land-Differenz in Literatur und Gesellschaft der Gegenwart. Bielefeld: transcript.

2024: Kafkas Kneipen. Vermessung einer terra incognita im „Schloss“-Fragment.

in: Marc Weiland, Manfred Weinberg (Hrsg.): Landvermessungen. Franz Kafka und das Landleben. Bielefeld: transcript , S. 443–466.

2024: Konferenzbericht: Landvermessungen. Franz Kafka und das Landleben (Internationale Tagung in Prag vom 30.3. bis 1.4.2023).

in: Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge XXXIV, 1/2024, S. 246–249.

2023: Nach der Coolness. Zur Erosion popliterarischer Strategien und Ästhetiken in Moritz von Uslars „Deutschboden“-Texten.

in: Marcus Twellmann, Michael Neumann (Hrsg.): IASL – Heftschwerpunkt „Postmigrantische Perspektiven in der Peripherie“, 48 (2), S. 440–465. 

2023: „Nun kam die anmutige Gestalt geschritten, im Werkeltagsgewande“. Moral und Moratorien in Gottfried Kellers Alltagsdarstellungen.

in: Vanessa Briese, Christopher Busch, Alexander Kling, Tímea Mészáros (Hrsg.): Alltag! Literaturgeschichte eines Theoriereservoirs seit dem 18. Jahrhundert, Hannover: Wehrhahn 2023, S. 101–124.

2022: Expedition ins Tankstellen-Terrain – Florian Werners „Die Raststätte“.

in: 54books, 16. Juni 2022.

2020: Zwischen Kirche und Kneipe? Heimatsuche in Diegesen (nach) der Postmoderne in Texten von Saša Stanišić, Juli Zeh und Moritz von Uslar.

in: Sebastian Berlich, Holger Grevenbrock, Katharina Scheerer (Hrsg.): Where Are We Now? Orientierungen nach der Postmoderne. Bielefeld: transcript 2022, S. 329–346.

2020 [mit Eva Tanita Kraaz und Roman A. Seebeck]: Die Ferne nähern. Franco Morettis Entwurf einer transatlantischen Literaturgeschichte" (Rezension zu: Ein fernes Land. Szenen amerikanischer Kultur, Göttingen 2020).

in: JLTonline, 09.04.2021.

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