Philip Iser
Doktorand
Projekt
Die Gegenwarten der Erzählung. Grundzüge einer Erzähltheorie narrativer Mehrsträngigkeit am Beispiel deutschsprachiger Romane seit dem 19. Jahrhundert. (AT)
Betreuer*innen
Prof. Dr. Johannes F. Lehmann
Jun.-Prof. Dr. Christopher Busch
Das Erzählen in mehreren Handlungssträngen, die miteinander alternieren, sich gegenseitig (nicht) beeinflussen, verschmelzen und wieder auseinandergehen, ist in der modernen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Mein Projekt stellt den Versuch dar, anhand von deutschsprachigen Romanen des 19. bis 21. Jahrhunderts eine stringente und auch zur Analyse hochgradig komplexer epischer Werke geeignete Theorie der Mehrsträngigkeit zu entwickeln. Die Ausgangsthese ist hierbei, dass sich der Wechsel von Handlungssträngen durch den Wechsel von (Diegese-)Gegenwarten vollzieht und mehrsträngige Erzählungen sich durch eine komplexe Schichtung der narrativen Gegenwarten auszeichnen. Ausgehend von der anhand dieser These entwickelten Theorie widme ich mich im Folgenden den unterschiedlichen Möglichkeiten und Formen mehrsträngigen Erzählens anhand von drei Dichotomien: 'Schnitt' und 'Transition' – Fragmentierung und Konzentrierung – Nebeneinander und Netzwerk.
Multi-strand narration. A Narratology of narrative multilinearity by example of German-language novels since the 19th century. (Working Title)
Storytelling in multiple storylines that alternate with and (don't) influence each other, merge and diverge again, has become indispensable in the modern media landscape. My project is an attempt to develop a stringent theory of multiple-strand narration that is suitable for analyses of highly complex epic works on the basis of German-language novels since the 19th century. My main thesis is that the change of narrative strands takes place through the change of (diegetic) presents and that multi-strand narratives are characterised by a complex layering of narrative presents. Based on the theory developed on the basis of this thesis, my dissertation investigates the different possibilities and forms of multi-strand narration by following three main dichotomies: juxtaposition and network – fragmentation and concentration – 'cut' and 'transition'.
Profil
- ab 02/2025
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Graduiertenkolleg 2291 "Gegenwart/Literatur" der Universität Bonn (PostDoc-Fellow) - 11/2023 – 12/2024
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Graduiertenkolleg 2291 "Gegenwart/Literatur" der Universität Bonn - 07/2022 – 10/2023
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn (07/2022 – 09/2023: Lehrstuhl Stüssel / 08/2022 – 10/2023: ComeIn-Projekt bei Florian Radvan) - 10/2021 – 12/2024
Assoziierter Doktorand im DFG-Graduiertenkolleg 2291 "Gegenwart/Literatur'' der Universität Bonn - 10/2018 –01/2021
Masterstudium der Germanistik mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 10/2015–10/2018
Bachelorstudium der Germanistik mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft (Kernfach) und der Buchwissenschaft (Beifach), Johannes Gutenberg-Universität Mainz - geb. 05/1997
- Veranstaltungsreihe mit Johannes Ullmaier: Zeit | Ordnung revisited. Simultaneität und Gleichzeitigkeit in unterschiedlichen medialen Kontexten (Organisation)
- Tagung: Gattung und Gegenwart (22.-24.06.2023) (Organisation)
- Workshop: Erfahrung – Überlieferung – Kritik (12.-13.05.2023) (Vortrag)
- Workshop: Störung und Metakommentar als medienübergreifende Verfahren (21.07.2022) (Vortrag)
- Veranstaltungsreihe mit Michael Ostheimer und Britta Harmann: Zeit | Ordnung. Die Theorie des Chronotopos aus interdisziplinärer Perspektive (11.-12.07.2022) (Organisation)
2025
- [angenommen] Input im Rahmen des Panels „Reihe und Stimme im Dialog“, 28. Germanistentag (Thema: „Dialog“) in Braunschweig (14.–17.09.2025).
- [angenommen, Arbeitstitel] „Der Faden der Ariadne. Zum Zusammenhang zwischen mehrsträngigem Erzählen, Dialogizität und der narrativen Darstellung von Netzwerken“ Vortrag im Rahmen des Panels „Das Netzwerk als Erzählmodell. Dialogizität und komplexe Systeme in der Literatur“, 28. Germanistentag (Thema: "Dialog") in Braunschweig (14.–17.09.2025).
- [angenommen, Arbeitstitel] „Die Ungleichzeitigkeit des Dystopischen. Zur Ästhetik und Konsequenz negativen Zukunftsdenkens in Artur Landsbergers Berlin ohne Juden (1925)“, Vortrag im Rahmen des Workshops „Zukunftsdenken und Zukunftsästhetik in literarischen, kulturellen und medialen Diskursen der Moderne (1880–1950)“ (13.–15.02.2025) an der Rheinische Friedrich Wilhelms-Universität Bonn.
2024
- „»Wenn ich wie du dächte, würde ich mich umbringen.« Kontrapunktisches Erzählen und politische Gegensätze bei Wolfgang Koeppen“, Vortrag im Rahmen der Braunschweiger Nachwuchsvortragsreihe an der TU Braunschweig, 06.06.2024
- Narrative Zeitgenossenschaft. Überlegungen zu den medialen Voraussetzungen implizierter Simultaneität in der Erzählliteratur“, Vortrag im Rahmen des Workshops „Zeit|Ordnung revisited. Simultaneität und Gleichzeitigkeit in der Literatur und anderen Medien“ (21.02.2024) des Strukturierten Promotionsprogramms in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2291 „Gegenwart/Literatur“.
2023
- „Jahresbücher als Geschichtsgattung der Gegenwart?“, Gemeinsamer Vortrag mit Dr. Johannes Ullmaier im Rahmen der Tagung Gattung und Gegenwart des DFG-Graduiertenkollegs 2291 „Gegenwart/Literatur“, 22.-24.06.2023.
- „Kann ein Roman ‚Gegenwart‘ erzählen? Zum Verhältnis von narrativer Struktur und Gegenwartserfahrung“, Vortrag im Rahmen des Workshops Erfahrung – Überlieferung – Kritik. Zugriffe auf Gegenwart in der Literatur und anderen Medien des Germanistischen Instituts der Universität Wien in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2291 „Gegenwart/Literatur“, 12.-13.05.2023.
- „Literarische Panoramen zwischen Überbreite und Übersicht. Zur Narratologie der Mehrsträngigkeit in epischen Epochenbildern (Gutzkow, Döblin)", Vortrag im Rahmen der interdisziplinären Tagung Alles im Blick. Phänomene des Panoramatischen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 29.-30.03.2023.
2022
- „«Der Verfasser geht mit sich zu Rate». Metareflexionen in Alfred Döblins 'November 1918' zwischen Transparenz und Opazität“, Vortrag im Rahmen des Workshops Opake Medien. Störung und Metakommentar als medienübergreifende Verfahren des DFG-Graduiertenkollegs 2291 „Gegenwart/Literatur“, 21.07.2022.
- „Chronotopos des Nebeneinanders? Zum Nutzen der Raumtheorie für die Analyse mehrsträngiger Erzählwerke“, Vortrag im Rahmen des Workshops Die Theorie des Chronotopos aus interdisziplinärer Perspektive des Strukturierten Promotionsprogramms in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2291 „Gegenwart/Literatur“, 12.07.2022
- SoSe 2024: "Antifaschismus und Literatur" (Bachelorseminar), Universität Bonn
- WiSe 2023/24: "Die Revolution von 1918/19 in der Literatur. Politik, Wertung, Gegenwart" (Bachelorseminar), Universität Bonn
- Gesellschaft für Hochschulgermanistik im Deutschen Germanistenverband (DGV)
- Narratologie und Zeittheorie
- Komplexe Epik (insb. historischer Roman, Zeitroman) – Literatur und Panorama
- Jahresbücher und ihre Konjunktur seit Mitte der 2010er Jahre
- Diskurse des Unvollendeten (Unfertigen, Im-Entstehen-Befindlichen, Gescheiterten) seit der Frühen Neuzeit
- Politische Literatur
- Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (insb. Realismus, Literatur zur Revolution von 1918/19, Exilliteratur)
(Geplante) Publikationen
Herausgeberschaften
vorauss. 2025 [in Vorbereitung] [mit Judith Niehaus, Marvin Reimann und Sascha Rothbart]: Gattung und Gegenwart. Wehrhahn.
vorauss. 2025 [in Vorbereitung] [mit Daniel Fleuster und Alina Valjent]: Zeit|Ordnung. Konstellationen der Gleichzeitigkeit in differenten medialen Kontexten. Wehrhahn.
Aufsätze
2024: „Der Verfasser geht mit sich zu Rate“. Metareflexionen in Alfred Döblins 'November 1918' zwischen Transparenz und Opazität.
in: Alina Hofmann, Paul Labelle (Hrsg.): Opake Medien. Störung und Metakommentar als medienübergreifende Verfahren. Hannover: Wehrhahn, S. 113–124.
2025: [im Erscheinen] Literarische Panoramen zwischen Überbreite und Übersicht. Zur Narratologie der Mehrsträngigkeit in epischen Epochenbildern.
in: Roman Mauer, Johannes Ullmaier, Clara Wörsdörfer (Hrsg.): Alles im Blick. Perspektiven einer intermedialen Panoramatik. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
2025: [im Erscheinen] [mit Johannes Ullmaier] Jahrespanoramatik. Über ein intermediales Genre der Historiographie und seine Buchformen
in: Roman Mauer, Johannes Ullmaier, Clara Wörsdörfer (Hrsg.): Alles im Blick. Perspektiven einer intermedialen Panoramatik. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
vorauss. 2025 [in Vorbereitung]: [mit Johannes Ullmaier] Jahresbücher als Geschichtsgattung der Gegenwart? Überlegungen zur Konjunktur eines buchmarktlichen Phänomens und der Konturierung eines eigenständigen Texttypus
in: Philip Iser, Judith Niehaus, Marvin Reimann, Sascha Rothbart: Gattung und Gegenwart. Hannover: Wehrhahn.
vorauss. 2025 [in Vorbereitung]: [mit Daniel Fleuster und Alina Valjent] Mediale Ordnungen der Zeit. Zur Simulierung, Evokation und Abbildung von Gleichzeitigkeit und Simultaneität in differenten medialen Kontexten (Einleitung).
in: Daniel Fleuster, Philip Iser, Alina Valjent (Hrsg.): Zeit|Ordnung. Konstellationen der Gleichzeitigkeit in differenten medialen Kontexten. Wehrhahn.
vorauss. 2025 [in Vorbereitung]: Collage und Gleichzeitigkeit? Zur Repräsentation eines Jahres in Herbert Kapfers '1919. Fiktion'
in: Daniel Fleuster, Philip Iser, Alina Valjent (Hrsg.): Zeit|Ordnung. Konstellationen der Gleichzeitigkeit in differenten medialen Kontexten. Wehrhahn.
Sonstige Publikationen
2023: „Was für eine gedrängte, gedrückte, beschleunigte, federnde Sprache“. Digitale Editionen und ihre Nutzung im Deutschunterricht.
in: Der Deutschunterricht 75 (2023), H. 3, S. 88-94.