Die Gegenwart der Geschichte, oder: Warum schreibt man ein Buch (nicht) über ein Jahr?
Laborgespräch mit Dr. Unda Hörner und Dr. Tom Holert
Seit dem enormen Erfolg von Florian Illies‘ 1913. Der Sommer des Jahrhunderts (2012) haben auf dem Buchmarkt »Jahresbücher« Konjunktur, d.h. solche Publikationen, die ein Jahr im Titel tragen und den Anspruch erheben, dieses in seiner Gänze oder hinsichtlich eines bestimmten kulturhistorischen Aspekts – sei es literarisch-fiktionalisiert oder faktual-historiographisch– zu repräsentieren.
Das Laborgespräch nähert sich diesem Phänomen aus einer praxeologischen Perspektive. Im Fokus steht dabei die Frage, inwiefern auf der Produktionsseite ein Bewusstsein darüber besteht, Teil eines buchmarktlichen Trends zu sein, und wie sich dies ggf. auf den Schreibprozess auswirkt. Ebenso wird zu ergründen sein, welche Rolle Gegenwartsbezogenheit und unterschiedliche Vorstellungen von »Gegenwart« für die Entstehung von »Jahresbüchern« spielen.
Mit der Schriftstellerin Unda Hörner und dem Autor und Kunsthistoriker Tom Holert sprechen wir über Schlüsseljahre der Geschichte und solche, die es nie waren.
Unda Hörner, geb. 1961, studierte Germanistik und Romanistik in Berlin und Paris und promovierte 1993 über die Schriftstellerin Elsa Triolet. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin, Herausgeberin, Journalistin und Übersetzerin in Berlin. Mit Unter Nachbarn publizierte sie 2000 ihren ersten Roman. Ihre Jahreszahlen-Trilogie, 1919 – Das Jahr der Frauen, 1929 – Frauen im Jahr Babylon und 1939 – Exil der Frauen, erschien im Verlag Ebersbach & Simon.
Tom Holert, geb. 1962, studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Hamburg und promovierte 1995. Heute lebt und arbeitet er in Berlin als Kunsthistoriker, Publizist und Kurator. Er war Redakteur der Zeitschriften Texte zur Kunst und Spex und lehret von 2006 bis 2011 an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er ist Gründungsmitglied des Harun-Farocki-Instituts in Berlin und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. 2024 gewann sein Werk ca. 1972 (erschienen bei Spector Books) den Preis der Leipziger Buchmesse.
Infobox
Mittwoch, 21. Mai 2025
18 Uhr c.t.
Genscherallee 3
Organisation
Philip Iser
Film- und Fotohinweis
Das Graduiertenkolleg lässt im Rahmen der Veranstaltung ggf. Fotos und Tonaufnahmen anfertigen, die im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit im Internet, in Printmedien und auf Social Media-Kanälen veröffentlicht werden. Mit der Teilnahme an der Veranstaltung erklären sich die Teilnehmer*innen mit den Foto- und Tonaufnahmen sowie deren Speicherung und Veröffentlichung einverstanden. Bitte sprechen Sie unsere Fotograf*innen und Organisator*innen vor Ort an, falls Sie nicht fotografiert oder aufgenommen werden möchten.