Literaturfestivals als kulturbetriebliche Praxisensembles

Im gegenwartsliterarischen Feld erfreuen sich Literaturfestivals immer größerer Popularität. Veranstaltungen wie die lit.Cologne, poetica, Prosanova oder das Poesiefestival Berlin können sich über große Zuhörerschaften und mediale Aufmerksamkeit freuen. Aber auch Festivalformate der sogenannten Freien Szene schießen wie Pilze aus dem Boden und werden dankbar von einem eventhungrigen Publikum aufgelesen.

Im Rahmen des 4. Laborgesprächs werden wir mit der festivalerfahrenen Dr. Traudl Bünger einen Insiderblick auf die Praxisfelder eines Literaturfestivals werfen und von der Finanzierung bis zu den vielfältigen Aufgabenbereichen einen Überblick über die Arbeitsbereiche schaffen. Wie gestaltet sich die Förderlandschaft, mit der die meisten Festivals erst auf die Beine gestellt werden können? Was unterscheidet eine Programmredakteurin von der Programmleitung und wofür wiederum ist dann die künstlerische Leitung zuständig?

Darüber hinaus wollen wir gemeinsam über die Funktion von Literaturfestivals auf einem sich wandelnden Buchmarkt sprechen. Inwiefern tragen diese etwa zu einer angemahnten und fortschreitenden ‚Eventisierung‘ des Literaturbetriebs bei? Welche literarischen Formen eignen sich besonders für literaturfestliche Anlässe und welchen Einfluss haben dementsprechend Literaturfestivals auf die Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Gegenwartsliteratur?

Dr. Traudl Bünger ist ehemalige Programmredakteurin und -leiterin der Lit.Cologne, ehemalige künstlerische Leiterin bei der Lit.Ruhr, Literaturkritikerin im Schweizer Fernsehen (Literaturclub), und Autorin (Debüt Lieblingskinder, 2012, KiWi; gemeinsam mit Ella Berthoud und Susan Elderkin, Die Romantherapie. 253 Bücher für ein besseres Leben, 2014, Suhrkamp; gemeinsam mit Roger Willemsen Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Die Weltgeschichte der Lüge, 2007).