WIR KOMMEN.
Kollektives Schreiben (in) der Gegenwart

Experiment: 18 Autor:innen schreiben gemeinsam und gleichzeitig an einem Dokument – vorgegeben ist nur ein ungefähres Thema und die Anonymität der Beiträger:innen. Ergebnis: Der Kollektivroman Wir Kommen (Dumont 2024), in dem Autor:innen verschiedener Identitäten, Herkünfte und Generationen sich über Sexualität, Begehren und Alter austauschen. Lene Albrecht aus dem Autor:innen-Kollektiv und Julia Wolf, ebenfalls Autorin und Vertreterin des Herausgeberinnen-Kollektivs ‚Liquid Center‘, stellen uns diesen Roman vor und beantworten unsere Fragen zu Verfahren, Funktionen und Potentialen des gemeinschaftlichen Schreibens: Wie verhält sich das anonyme und kollektive Textkorpus zu den individuellen Körpern und Erfahrungen, die ihn hervorgebracht haben? Welche Funktion haben kollektive Schreibprojekte im Kontext gegenwärtig dominierender Schreibweisen, beispielsweise der Autofiktion? Sind sie vielleicht sogar eine notwendige oder angemessene Reaktion auf Herausforderungen der Gegenwart – sowohl in ihrer Realisierbarkeit im vernetzten und beschleunigten Alltag, als auch in ihrer Multiperspektivität und Pluralität? Ließe sich von einer „geteilten Gegenwart“ im Schreibprozess sprechen, sei es im digitalen Dokument oder aber als Referenzpunkt des gemeinsamen Textes?